
Drei strahlende Gesichter im spontanen Abenteuer – Frankfurtmarathon 2017 – Ramona Franz, Torsten Lange und Dennis Thobe. (im Hintergrund die blau erstrahlte Decke der Festhalle)
Zwei Tage ist er erst her, der 44. von 53. Sonntagen des Jahres 2017. Und was soll ich sagen, so richtig vollständig verarbeitet sind die spontanen Ereignisse der vergangenen Tage noch immer nicht. Die Rede ist von einem wunderbaren kurzfristigen Marathonwochenende in der Hochhausmetropole Deutschlands – Frankfurt am Main.
Der größte DANK geht an dieser Stelle an den lieben Torsten Lange. Nur weil er über die Sozial-Network-Plattform Facebook an „dem“ entscheidenden Gewinnspiel teilnahm, bin ich (Dennis Thobe) selbst erst darauf aufmerksam geworden. Am Abend des 14. Oktober postete er zur Teilnahme an dem Gewinnspiel: „Passt. Marathon geht immer“. Leicht angeschlagen nach dem Stadtparkstaffelmarathon in Hamburg (rechtes Knie außen) und mit dem Motto „Auf den Kommentar setze ich noch einen drauf“ sowie „Ich gewinne ja sowieso nicht“ war noch im Bett liegend am Morgen des Butterkuchenlaufes Jork meine Gewinnspielteilnahme mit dem Kommentar „Ich liebe spontan… Und BLAU ist genau meine Farbe MAINOVA. 42,195 km Bitte“ besiegelt. Tja, und dann geschah es: Am Montag, den 16. Oktober signalisierte mein Smartphone um 15:06 Uhr, dass mein Name irgendwie bei Facebook erwähnt wurde. Unglaublich!!! Ich hatte tatsächlich einen von drei Rückläuferplätzen (wegen Verletzungen) für das MAINOVA-Team gewonnen. Keine 14 Tage vor dem Marathon über volle 42,195km, gingen die Gedanken in unzählige Richtungen. Sollte ich den Startplatz annehmen oder vielleicht die Daten von Torsten Lange übermitteln etc. Es war schon zu dem Moment ein unglaubliches Gefühl. So verrückt, binnen 48 Stunden mal eben einen Startplatz für einem Marathon gewonnen. Jedem dem ich fortan davon erzählte, gratulierte mir zwar, aber zumeist doch etwas zurückhaltend, da viele den kurzfristigen Gewinn selbst als unglaublich sahen oder gar als vollkommen verrückt beziehungsweise für sich selbst als Bestrafung.
Ich übermittelte meine Daten! Alles was so für eine Marathonanmeldung normal abgefragt wird. Meine Angabe zur erwarteten Zielzeit war da: 4:45 Stunden. Die Entscheidung den Gewinn anzunehmen fiel, weil ich selbst durch die zweimalige Teilnahme am Darmstädter Knastmarathon einen gewissen Bezug zu Frankfurt am Main hatte und den Deckel drauf machen wollte. Zudem ist der Frankfurt Marathon natürlich der älteste Stadtmarathon Deutschlands und der Zieleinlauf in der Festhalle etwas äußerst besonderes. Schnell musste eine Unterkunft her und auch die Fahrt (rund 500 Kilometer one Way) organisiert werden. Letztlich buchte ich wie im Jahr 2016 einen Schlafplatz in der Jugendherberge Bad Homburg und organisierte mir eine Hin- und Rückfahrt über BlaBlaCar. Reisen mit der Deutschen Bahn kam so kurzfristig nicht in Frage und wäre auf Grund diverser Zugausfälle durch den Sturm „Herwart“ letztlich nach dem Marathon am Sonntagnachmittag auch eine einzige Katastrophe geworden.
Die Marathonreise war 1,5 Wochen vor dem Event also organisiert. Jetzt galt es, fit für 42,195km zu werden. In Form von Ruhe (nach zwei Tempoläufen an den vergangenen beiden Wochenenden in Hamburg und Jork) und einer Schwimmeinheit am Dienstag vor dem Marathon ging es am Samstag früh auf die Reise. Um 5:45 Uhr traf ich mich mit dem BlaBlaCar-Fahrer an der Autobahn-Raststätte „Harburger Berge“ und sollte um kurz vor 10 Uhr in Frankfurt Rödelheim ankommen. Unterwegs tauschte ich mich bereits mit Ramona Franz und Torsten Lange aus, denn obwohl die beiden trotz Gewinnspielteilnahme nicht gewonnen hatten, waren sie ebenfalls auf dem Weg nach Frankfurt. Ich verabschiedete mich von meinen lieben Mitfahrern (der Fahrer und die Freundin waren auf den Weg nach Neuseeland und mein Nachbar auf der Rücksitzbank wollte seine Schwester besuchen).
Mit der S-Bahn fuhr ich nach Bad Homburg (20 Min. Fahrt) um die Tasche erst einmal in der Unterkunft abzugeben, bevor es mit leichtem Rucksack am frühen Nachmittag unmittelbar zurück nach Frankfurt auf die Messe ging.
Die Frankfurter Messe sowie die Festhalle waren der zentrale Ort des Marathonevents. Keine halbe Stunde Fahrt mit der Bahn und ich war am Ziel. Es liefen gerade die Kinderläufe. 420 Meter mit Finish in der Festhalle trieb mir beim Anblick bereits die ersten Tränen ins Gesicht. War ich bei meinen vorherigen Frankfurtbesuchen noch nicht an der Messe gewesen und hatte den Marathon über Jahre nur im Fernsehen verfolgt, war es mit den Lichteffekten und ordentlichem Sound ein unglaubliches Gefühl die Kids über die Marathonziellinie laufen zu sehen. Strahlende Gesichter und schwups die wups war ich mitten im 36. MAINOVA Frankfurt-Marathon-Event. Es gab eine Programmliste mit Pasta-Party, Interviews der Stars, Musik und vielen Filmeinspielungen über die Leinwände. Hier konnte man den Tag verbringen.
Da ich als Gewinner des Hauptsponsors MAINOVA im Rahmen einer Sammelanmeldung angemeldet wurde, hatte ich gewisse Vorzüge. Meine Startunterlagen durfte ich direkt im Eventbüro der MAINOVA in der Festhalle abholen. Kein Anstehen und äußerst kurze Wege. In der Mainova-Stofftasche war auch ein Läuferoutfit (Shirt und Hose) und zur Pasta-Party hatte MAINOVA für das Team Tische in erster Reihe reserviert. Ein Teamkapitän der MAINOVA-Marathonstaffeln war unter anderem unser deutscher frisch gebackene IRONMAN-WELTMEISTER Patrick Lange (er lief am Sonntag die letzte Etappe einer Staffel über 13,5 Kilometer). Einfach toll!!!
Zudem trafen vor der Festhalle wenig später Ramona und Torsten ein. Juhu, bekannte Gesichter und wieder ein gemeinsames Lauftreff-Erlebnis.
Wir verbrachten den Nachmittag auf der Messe, trafen unter anderem Frank Hoffmann (aus Horneburg, der am Sonntag Pacemaker für 5:30 Stunden war). Wir shoppten etwas und verfolgten den Interview-Auftritt von Jan Frodeno auf dem Asics-Stand. Später aßen wir auf der Zielgeraden unter der mit Licht animierten Festhallenkuppel leckere Nudeln mit leichter Schärfe und Parmesankäse oben drüber. Dazu gab es ordentlich viel zu trinken (Bier, Wasser und diverse Softdrinksorten). Alles mit Gutscheinzetteln, die an den Startnummern waren. Das Erlebnis Festhalle zum Marathon, war bereits am späteren Samstagnachmittag vollkommen ausgekostet.

Die Spitzensportler quasi zum anfassen – Beim Pasta essen ein öffentliches Interview mit dem frisch gebackenen Papa, Arne Gabius und den beiden besten deutschen Damen am Start, Katharina Heinig und Fate Tola.
Um kurz vor 17 Uhr verabschiedeten wir uns von einander und verabredeten uns für den Sonntag früh zum gemeinsamen Start.
Ich ging im Schatten des Messeturms den Hammering Man bewundern und machte noch einen kleinen Abstecher zum Römerberg sowie der Frankfurter Börse mit Bulle und Bär. Am Abend erlebte ich in Bad Homburg eine urige und spaßige Super-Vereins-Show im Deutschen Äppelwoi-Theater. Natürlich ohne Appelwoi, dafür mit großer Wasserflasche und original Brezeln der Region. Und weil ja durch die Zeitumstellung noch eine Stunde über war, genoss ich zum Abschluss des Abends noch das Innere der Bad Homburger Erlöserkirche. Das weltweit am besten erhaltene Zeugnis zum Kirchenbauprogramm Kaiser Wilhelms II. Eine wunderschöne Mosaikenkuppel mit Erklärungen. Auf Grund des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation war die Kirche bis Mitternacht geöffnet und alle Bereiche frei zugänglich. Glücklich und zufrieden ging ich dann um kurz nach 23 Uhr ins Bett.

Auf dem Bild kaum zu sehen. Vor Ort ein Traum von Mosaikkunst. Mit Segen von ganz oben auf 42,195 Km am Sonntag.
Der Marathontag begann um kurz vor halb Sieben. Ab unter die Dusche und um Punkt Sieben an den Frühstückstisch. Ein Brötchen, etwas Quark mit Müsli, etwas Gemüse, eine Banane und eine Tasse Kaffee. Ein kurzer Austausch via WhatsApp mit Ramona und Torsten. Dann um 8.15 Uhr ging es mit der Bahn zur Messe. Bereits am Bad Homburger Bahnhof waren viele Läufer anzutreffen. Bekamen hier noch alle einen Sitzplatz, platze die Bahn kurz vor eintreffen an der Messe aus allen Nähten.

Noch vor dem Start trafen Ramona und Torsten Joey Kelly das erste von insgesamt dreimal an diesem Sonntag.
In Halle 1 war schnell meine Tasche und Starterbeutel abgegeben (ich hatte meinen Abgabepunkt gleich am Anfang – ganz im Sinne kurzer Wege). Noch schnell ein gemeinsames Foto vor dem Start, einmal Wasser lassen auf einem der unzähligen WC´s und ab in den Startblock.

Vor dem Tor in die Festhalle ein letztes gemeinsames Foto der Harsefelder Lauftreffgruppe, bevor es beim 36. Mainova Frankfurt-Marathon 2017 auf 42,195 Kilometer ging.
Es gab 6 Startblöcke aufgeteilt in zwei Starterwellen. Je nachdem, welche Zielzeit man angegeben hatte. Nachmelder mussten automatisch in der letzten Gruppe antreten. Da gehörte ich mit meinen angegebenen 4:45 Stunden auch hin. Die Nummern waren aber so klein auf der Startnummer aufgedruckt, dass wir uns in Gruppe 5 knapp hinter die 4-Stunden-Pacemaker schummeln konnten. Das Wetter war um 10 Uhr (erster Start) zum Laufen optimal. Round about 12 Grad, etwas böiger Wind und Sonne. Unser Start erfolgte 10 Minuten nach der Spitze. Wir drei starteten zusammen, wünschten uns Glück und dann ging es am Fuße des Messeturms auf 42,195 Km. Torsten Lange zog unmittelbar weg um vielleicht noch bis zum 3:45-Stunden-Pacemaker vorlaufen zu können. Sollte etwa nach Bremen am 01. Oktober erneut eine persönliche Bestzeitenverbesserung möglich sein? Für Ramona Franz und mich (Dennis Thobe) ging es auf der Suche nach einem schönen Tempo, zuerst gemeinsam laufend auf die Strecke. Diese führte bis Kilometer 13 über diverse Ecken durch die Innenstadt am Main Tower, erneut vorbei an dem Hammering Man, der Hauptwache, dem Eschenheimer Turm und der Alten Oper entlang. Es folgte die Main-Überquerung über die Alte Brücke mit wunderbarem Blick auf die Frankfurter Skyline und ging dem Sachsenhäuser Mainufer entlang. Ramona litt bereits kurz vor Kilometer 14 etwas unter unserem Anfangstempo von 5:43 Minuten pro Km. Der Weg führte weiter durch Sachsenhausen und Niederrad und auf der Straße „Schwanheimer Ufer“ war die Halbmarathonmarke erreicht. Hier erfuhren wir über den Streckenmoderator, dass Arne Gabius gerade in 2:09 Stunden als Sechster gefinisht hatte. Wenig später trennten Ramona und ich uns, da Ramona nun leider doch etwas kürzer treten musste. Wir sehen uns in der Festhalle!!!
Bei Kilometer 24 ging es über die Schwanheimer Brücke zurück auf die andere Main-Seite. Im Stadtteil Höchst (hier fing vor 36 Jahren die Geschichte des Frankfurtmarathons an – Startgebühr im Jahre 1981 waren noch 19 Deutsche Mark) war Kilometer 28 erreicht. Dafür, dass mein längster Lauf in den letzten Monaten nur 15 Kilometer lang war und ich die letzten zwei Wochen nicht Laufen war, lief es selbst hier noch echt super bei mir. Bei Kilometer 30 war die Mainzer Landstraße erreicht – 4 Kilometer der Bahnlinie entlang. Ich haderte nun zunehmend mit meiner Zielzeit. Immer meinen Start in 4 Wochen rund um die Marienburg im Kopf und meine am Vortag angedachte Zielzeit von 4:30 Stunden legte ich bei den kommenden paar Verpflegungspunkten kleine Geh-Abschnitte ein. Ich verpflegte mich gut. Bei Kilometer 36 ging es noch einmal in das Hochhausareal. Ich wusste längst, heute würde ich finishen. Auch die Beine waren noch gut. Egal was wolle, es würde unter 4:15 Stunden werden. Etwa bei Kilometer 40,5 erfolgte die letzte Verpflegung. Noch eine halbe Banane und ein Becher Tee und nochmal etwas anziehen bis in die Festhalle. Der Mann mit dem Hammer war wieder zu sehen. Mit Wind und leichtem Nieselregen ging es in die warme Festhalle. Über den roten Teppich über „die“ Ziellinie. Finish!!! Ich wusste: Alles ist super gelaufen und meine Zeit von 4:11 Stunden ist für die spontane Aktion mehr als super. Ich genoss die Zieleinläufe anderer Sportler. Wenig später kamen die 4:15-Stunden-Pacemaker und auch Joey Kelly ins Ziel sowie rund 10 Minuten später auch Ramona. Es war wunderbar. Weil Ramona ihr Smartphone mit auf die Strecke genommen hatte, wusste sie bereits, dass Torsten es knapp unter vier Stunden geschafft hatte. Alle drei unter 4:30 Stunden gefinisht!!! Jetzt sollte der Erfolg genossen werden.

Im Glanz der Sonne und im Meer voller blauer Ponchos unser Finisherbild – Dennis Thobe und Ramona Franz
Hinter der Festhalle ging es auf die Plaza. Was für ein Wunder – keine Wolke mehr am Himmel und Sonne. Die goldblättrigen Bäume strahlten und unsere Gesichter auch. Die Medaille wurde überreicht, umgehängt mit einem herzlichen Glückwunsch!!! Die Verpflegung war super und niemand musste Angst haben am Hungerast leiden zu müssen. Hier trafen Ramona und ich auch nochmal Joey Kelly. Wir gratulierten uns und schlugen uns auf die Schultern. Wow!!! Läuferbeutel holen und im Untergeschoss der Messehalle 1 ab unter die Dusche. In unzähligen Duschkabinen mit abnehmbarer Brause und wirklich warmen Wasser. Ein Traum!!! Hier hätte man in Ruhe für sich eine halbe Stunde unter dem Wasserstrahl bleiben können (grins). Tasche wieder auslösen und mit Torsten und Ramona noch bis kurz vor 17 Uhr auf der Marathonmesse im Obergeschoss auf dem Stand vom Südharzer Laufshop und dem lieben Uwe Toischer mit spendierten Salzstangen alle Ereignisse Revue passieren lassen. Es war ein unglaubliches Ereignis alles. Zumal: Vor 14 Tagen wusste noch keiner von uns drei Läufern, dass wir in Frankfurt an den Start gehen würden.
Um 17.15 Uhr traf ich mich letztlich am Hauptbahnhof mit meinem BlaBlaCar-Rückfahrer und war um kurz nach 23 Uhr im heimischen Bett, bevor es am Montag wieder zur Arbeit ging!!!
Und was bleibt ist die Marathonmedaille und die unfassbare Erinnerung an die Geschehnisse der vergangenen 48 Stunden beziehensweise 14 Tagen. Grenzen überwinden – Vieles findet in diesem Sinne nur im Kopf statt!!!
Vielen Dank für´s lesen und vielleicht bis bald gemeinsam auf einer Laufrunde durch Harsefeld oder an irgend einem anderen schönen Flecken der Erde 😉